Die Gazetten und Internetmedien sind aktuell voll von Meldungen zu einem "70-Jahreshoch" bei der Teuerung und vergleicht die Situation mit dem Jahr 1952, wo sie mit 14,5 % noch höher als heute war. Dabei muss man gar nicht so weit zurück gehen, denn vor rund 50 Jahren und später gab es durchaus vergleichbare Zahlen. Wie sich an diesem Beispiel zeigt, fällt weder Politikern noch Medienmachern in Österreich - abgesehen von der damit verbundenen Panikmache und den daraus resultierenden, sogar in der Wirtschaftswissenschaft anhand von "bank runs" rezipierten, Folgen in Form einer selbsterfüllenden Prophezeiung - Sinnvolles zu deren Bewältigung bzw. einem konstruktiven Umgang damit ein.
Während vor allem die Länder Südeuropas mit Preisdeckeln bei Energie und Sprit sowie Grundnahrungsmitteln agieren, werden hierzulande die Bürger mit Bonuszahlungen aus der Gießkanne beglückt, was bloß einen Einmaleffekt, jedoch keine nachhaltige Wirkung erzielt. Und der Staat verdient kräftig dabei mit, bedeuten höhere Preise doch auch höhere Einnahmen aus der Mehrwertsteuer. Auf europäischer Ebene wird nach der erst kürzlich erfolgten Erhöhung des Leitzinses bereits über eine neuerliche Anhebung um 0,75% auf dann 2% diskutiert. Damit erhöhen sich auch flexibel vereinbarte Kreditzinsen um diesen Prozentsatz, was wiederum die Gefahr mit sich bringt, dass Menschen ihre Schulden nicht mehr bedienen können. Wie anfangs angesprochen, müssen wir nicht 70 Jahre, sondern nur rund 40 bis 50 Jahre zurückschauen, um die Problemtrace, in die sich die Verantwortlichen begeben haben und uns dabei mitziehen, zu überwinden und sinnvolle Lösungsansätze zu finden. In einem Gespräch mit dem ehemaligen ÖNB-Chef Ewald Nowotny mit dem Titel "Droht die Rückkehr der Inflation" vom Dezember 2021, das auf der freien Medienplattform Idealism Prevails im März dieses Jahres veröffentlicht wurde, analysiert dieser die damals noch bevorstehende Situation. Bemerkenswert ist seine Aussage, dass die durchscnittliche Teuerung im OECD-Raum in den 1970ern und -80ern bei rund 10% lag. Ein Problem stelle in diesem Zusammenhang das von der EZB ausgegebene Ziel bei der Geldentwertung von maximal 2 % dar, zumindest politisch. Wie wurde die damalige "Krise" gemeistert, wurde sie überhaupt als solche erlebt bzw. gehypt? Ein STANDARD-Beitrag vom 1.10.22, der auf Gesprächen mit den damaligen Entscheidungsträgern und Experten beruht, berichtet dazu Folgendes: Von Seiten der Regierung Kreisky gab es eine enge Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern, bald herrschte Einigkeit darüber, dass es nicht darum ging, den Konsum zu stützen (wie es heute von Seiten der Regierung propagiert wird), sondern diesen vielmehr einzuschränken. Es gab etwa den autofreien Tag, die Tankstellen wurden am Sonntag geschlossen, die zulässige Höchstgeschwindigkeit wurde auf 100 km/h reduziert und die Energieferien (jetzt Semesterferien) wurden eingeführt. Auch die Raumtemperatur in öffentlichen gebäuden wurde nach unten angepasst. Die Bevölkerung trug diese Maßnahmen damals allerdings wesentlich besser mit, denn noch waren die Zeiten des Krieges in Erinnerung und das Wirtschaftswunder der beiden vorangegangenen Jahrzehnte im Bewusstsein. Heute taumeln wir ja von einer Krise in die nächste und die Entbehrungen der letzten Jahre haben ihre tiefen Spuren hinterlassen, Abstiegsängste stehen im Vordergrund. Damals gab es auch keine "hystrerische Inflationsangst", weil cie Einkommen der Unselbständigen und Pensionisten um durchschnittlich 9,1% gestiegen sind. Dadurch konnten andere Einschränkungen leichter genommen werden, in Erinnerung ist auch die Empfehlung des damaligen Bundeskanzlers, man solle sich angesichts der Energiekrise doch nass statt elektrisch rasieren. Der Humor kam dabei nicht zu kurz, heute herrschen Wokismus und Bierernst. Auch wurden über Steuererleichterungen die Investitionen Privater angekurbelt, was den Strukturwandel und damit Österreichs Wettbewerbsfähigkeit massiv unterstützt hat. Ein fixer Bestandteil der Maßnahmen waren auch die Preiskontrollen. Eine paritätische Kommission aus Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Vertretern der Regierung, trat regelmäßig zusammen und griff gezielt in den Markt ein, u.a. bei Grundnahrungsmitteln und Bier. Im Gegensatz zu den Sozialisten Kreiskys sind solche Eingriffe selbst für heutige Sozialdemokraten unvorstellbar. Der spanische Landwirstchaftsminister konterte einer Ministerin seiner Regierung, die ebendies vorschlug mit der Aussage, dass dies der nötigen freien Marktwirtschaft zuwiderlaufe. Als Folge hat sich der Staat dadurch schwer verschuldet, die Schukldenquote verdopptele sich auf 40% des Brutto-Inlandsproduktes (BIP), das als Maßzahl für die Wirtschaftsleitung eines Landes gilt. Für die Wirtschaftsexperten der Gegenwart sind die damals erfolgreichen Maßnahem durchaus ein Weg zur Lösung. Die Ausschüttung von Hilfsgeldern in der so genannten "Corona-Krise" habe die Menschen noch abhängiger vom Staat gemacht und die dadurch entstandene Mentalität sei besorgniserregend. Wenn der Staat alle Verluste der Haushalte ersetzen wolle, drohe eine Inflationsspirale, deren Ende nicht absehbar sei. Bedenken aber müsse man, dass Österreich im Gegensatz zu den 1970ern nicht mehr so autonom sei, denn Vieles werde eben in Brüssel entschieden. Eine Initiative der Gegenwart, die von Verbraucherschützern empfohlen wird, nämlich sich bei einer Erhöhung der Strom- und Gastarife auf die Grundversorgung zu berufen, wird nach einem Bericht in der Tageszeitung KURIER von der Energiewirtschaft als Missbrauch gewertet. In einem Musterbrief (HIER BITTE DEN BEIGELEGTEN BRIEF ZUM DOWNLOAD VERLINEKN), der an den entsprechenden Energieliferanten zu adressieren ist, kann das Recht auf Grundverorgung eingefordert werden. Dadurch darf der verrechnete Tarife nicht höher sein, als jener, den der Großteil der Kunden des jeweiligen Unternehmens habe. Bestandskunden haben in der Regel deutlich günstigere Preise, die dann zum Tragen kommen. Beim Verbund etwa besteht aktuell ein Unterschied von 16 zu 49 Cent pro Kilowattstunde. Ein solcher Antrag hat also durchaus Sinn. Angesichts der weithin verbreiteten Hysterie lohnt es sich auch, wieder mehr Humor, Gelassenheit und Eigeninitiative walten zu lassen und nicht alle Hoffnungen auf Vater Staat zu werfen.
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