Es gibt triftige Gründe, das derzeit so genannte Gesundheitssystem in Krankheits- oder Krankensystem umzubenennen. Systemkritische Philosophen und Mediziner, wie Ivan Illich, Bertrand Stern oder Gerd Reuther haben schon längst erkannt, dass die „Behandlung“ von Erkrankungen und Erkrankten nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Sie plädieren vielmehr für einen selbstverantwortlichen Umgang mit der eigenen Gesundheit und eine menschlichere Möglichkeit das eigene Wohlbefinden wieder herzustellen, also gesund im ganzheitlichen Sinn zu werden, als durch Pharmaindustrie und Schulmedizin. In diese Kerbe schlägt auch der Psychoneuroimmunologe Christian Schubert, der dazu schon mehrfach publiziert hat.
Die für das aktuelle System Verantwortlichen doktern aber lieber am vorhandenen herum, als den von den vorher Genannten visionierten großen Wurf zu wagen: Für den Pflegenotstand in den Heimen, den Pflegekräfte kürzlich via Kleine Zeitung vehement an die Öffentlichkeit getragen haben, sieht der Gesundheitsminister die Lösung in der Unterstützung durch Menschen aus „Drittstaaten“, die als zusätzliche Arbeitskräfte angeheuert werden sollen, wie der ORF berichtet. Die Wiener Ärztekammer hat in diesem Herbst knapp 1900 angestellte Ärzte befragt. Die Befragten sehen demnach große Qualitätsverluste und Engpässe in der Patientenversorgung. 72 Prozent geben an, dass die Wiener Stadtpolitik „nichts gegen die Probleme in Wiener Spitälern“ tue und 68 Prozent werfen dem Wiener Gesundheitsstadtrat vor, die Gefährdungsanzeigen aus Wiener Spitäler „nicht ernst genug“ zu nehmen. Die Ärztekammer wird in den nächsten beiden Wochen im Rahmen von „Aktionswochen“ Spitäler in Wien besuchen und sich ein Bild von der Lage machen. Am vergangenen Mittwoch gab es in den Ordensspitälern auch schon einen mehrstündigen Streik, den die Kammer „solidarisch unterstützte“. Die im Krankenhausbereich immer noch geltende 3G-Regelung hat den Professor für Neurologie an der Universität Innsbruck Florian Deisenhammer dazu veranlasst eine Petition zur Aufhebung dieser Maßnahme zu initiieren. Seine Ausführungen beendet er mit folgenden Worten: „Durch Ihre Unterstützung hoffen wir, das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zur Aufhebung der derzeitigen Verordnung zu bewegen. Damit würden Maßnahmen für MitarbeiterInnen in der Krankenversorgung und im Pflegebereich nicht nur wissensbasierter und nachvollziehbarer, sondern auch die Attraktivität der Arbeitsplätze deutlich gesteigert.“ In der Zwischenzeit wurde die Petition von der Plattform Open Petition gesperrt, weil sie „im Konflikt mit den Nutzungsbedingungen für zulässige Petitionen“ steht. „Petitionen mit falschen Tatsachenbehauptungen, fehlenden Quellenangaben oder mit irreführender Unterschlagung von relevanten Tatsachen werden beendet. openPetition behält sich vor, Quellen in umstrittenen Fällen nachträglich einzufordern bzw. wesentliche Tatsachen ergänzen zu lassen.“ Zum Nachbringen dieser Ergänzungen werden Deisenhammer fünf Tage Zeit gegeben. Bis zum Aussetzen der Unterstützungsmöglichkeit haben bereits knapp 5000 Menschen das Anliegen unterstützt.
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